Poesie | Gedichte
Sprachen des Leids
erlernen wir die Sprachen des Leidsnur so erlernen wir den anderen Mensch
nur so erlernen wir Liebe
nur so erkennen wir seine Hände –
volle von Leid Tintenfässer
wie die auf dem See gefrorene Schwäne
nur so wischen wir sein Gesicht ab
und ihm aufstehen helfen
wenn er zum dritten mal fällt
erlernen wir die Sprachen des Leids –
vor Schmerz gebissen
vom Schrei mitten im Satz abgebrochen
wenn die Hände in das wachsartige Gesicht eintauchen
und die Leute aus den Fernsehern hinauszugehen scheinen
denn nur so verstehen wir einander
und ohne nach dem Weg zu fragen
packen wir die Koffer
vor der letzten Reise
#Gedichte #Liebe #Mensch #Leid #Fernsehen
Tod von Adam
IAdam stirbt
Eva schaut – sie erlernt
den Rhythmus des Herzen
obwohl es immer langsamer Schlägt
jedoch mit der Fluchtgeschwindigkeit
sie lauscht auf Schritte aus Westen
aber sie hört nur Seufzer
sie schaut in die Augen –
ruhelose wie eine zerrissene Kette
sie schaut auf die Hände –
wehrlose wie ein im Schlaf verratenes Geheimnis
sie berührt das Urteil der Augenlider
sie möchte mit ihm oder für ihn sterben
sie möchte den Fels durchdringen
aber die Finger fallen nacheinander in den Abgrund
II
Adam starb
ich weiß nicht wie –
ungescharft war die Sense
ich weiß nicht wie –
ein leerer Zettel im Tagebuch des Gottes
obwohl angeblich unter einer tauben Zunge:
ein Korn des rettenden Baumes
kleine Jahresringe die mit der Blut durchdringen
#Adam #Bibel #Gott #Tod #Herz #Eva #Apokryphen
Hemden
jede Woche ziehe ich aus dem Bild von Goyaseine saubere Hemde heraus
ich wasche stärke hänge sie
sprühe sie mit Parfüm ein
wie er mag
ein Tisch zwei Teller
ich stopfe Brot mit Butter
jetzt rücke ich die Stühle näher zusammen heran
sein Atelier?
wie er es hinterließ alles wurde unberührt:
mit Zähnen unterschriebene Bleistifte
ein nicht ausgetrunkener kalter Tee
das ist kein Staub – das ist das barfuß
umherziehende Heiligtum
ich glaube – ich glaube nicht
aber ich denke immer dass er zurückkommt
er ging wie immer um Brot zu kaufen
nur der Hund hörte auf die Schuhe zu bringen
nicht aufgeschnürte
wie er mag
#Tod # Sehnsucht #Malerei #Francisco de Goya
Traum zwischen Zähnen
Tod –das ist ein rothaariger Junge
mit ein Stück des Traumes zwischen den Zähnen
er kommt plötzlich
am Tag oder in der Nacht
er tantzt mit mir und mit Dir
er tantzt mit einem Plastikbeutel auf der Straße
Tod –
das sind nicht in die Bibliothek zurückgegebene Bücher
das ist ein Stapel von Briefen und Rechungen vor Tür
das ist eine verstreute Schachpartie auf dem Boden
das ist ein hartnäckiges Geheul des Wasserkessels
bei Vollmond
in der Wohnung
daneben
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Das Floß der Medusa
du siehstdie mit der Farbe des Todes geschwollenen Körper
das Wind aus deren Famile
die einen Erhängten nicht Getreide wiegen
du siehst
ein verkommenes Gesicht des Greises
ein Segel wie ein vergessener Prophet
um das verdammte Wasser herum
du hast Mitleid
aber du weißt nicht dass nur Die überlebten
die den Geschmack des Menschenfleisches kennen lernten
du irrst dich so sehr
als ob du ein lebloses Baum sehen würde
aus dem tausende von grünen Schmetterlingen wegflogen
denn du war nicht dabei
wenn wir ein Segelschiff bemerkten
wenn wir hastig die Knochen wegwarfen
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Atlantis
eins zwei drei viereine Gesuchte ein Gesuchter
mit ihrem Gesicht beklebte
Litfaßsäulen und Wände
entschuldigen Sie...
wenn sie aus dem Hause ging
hatte sie nur Träume und ein Zettel
auf dem geschriebenwar
um das Brot zu kaufen
fünf sechs sieben
Verschwundenen Verirrten
gehen unter uns
auf den Straßen von Atlantis
überschwemmten fußhoch mit Menschentränen
sie stehen Schlange
von Liebe bis Sonntag
von morgens bis Schlaflosigkeit
acht neun zehn
sah das irgendjemand
hörte das irgendjemand
zählte irgendjemand bis zehn und begann zu suchen
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Pietà von Gajcy
unsere Mutterfand ihm in Trümmern
gefaltet wie ein verbranntes Streichholz
und sie wiederholte
wie eine Frage ohne Antwort
wie eine Antwort ohne Frage
das ist ein gefundener Vorname
unter Millionen
suchender
Mutter
sie drückte seine Hände an die Brust
wie zwei Enden der Welt
die gar nicht wieder zu verknüpfen sind
und wischte Blut von seinen Lippen ab
die wie Flügel des Schmetterlings
einmal berührt nicht mehr
fliegen
#Der Warschauer Aufstand #leiden Mutter #polnischen Dichtung #Krieg
Alle Gedichte wurden von Olga Szumiec übersetzt.
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© 2013- Victor Venerdi